Industrie 4.0 in der chemischen Industrie

08.03.2017 | Um über das Thema „Industrie 4.0“ zu informieren und gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, über die Chancen und Risiken zu diskutieren, hat der Fachverband am 7.3. einen Workshop in der Siemens City organisiert, wo sich auch die Gelegenheit bot, eine Industrie 4.0 Bioprozess-Pilotanlage zu besichtigen. 

Den Besuchern bot sich ein umfangreiches, detailliertes Programm mit Referenten aus unterschiedlichsten Bereichen. So informierte Matthias Blum vom VCI über die Herangehensweise und die Erkenntnisse der deutschen chemischen Industrie im Bereich „Industrie 4.0“.  

Sein Landsmann Christian Schulz von BASF zeigte konkrete Anwendungsfelder der Digitalisierung. So kann man etwa auf der Basis von Datenanalysen herausfinden, wann bei einer Anlage die nächste Wartung ansteht. Oder mittels Augmented Reality dem Operator anlagenspezifische Daten während des Rundgangs zur Verfügung stellen, während dieser wiederum zeitgleich die Zentrale mit aktuellen Informationen versorgt. Und natürlich lässt sich durch die digitale Vernetzung mit Kunden und Lieferanten die Planungssicherheit und Liefergeschwindigkeit erhöhen und die Kosten senken. Auch in der Innovation bieten sich den Forschern Vorteile durch Digitalisierung, da beim Abgleich oder der Suche nach bestimmten Daten enorm viel Zeit eingespart werden kann. 

Jürgen Miethlinger vom Linz Institute of Technology beleuchtete die Kunststoffindustrie unter dem Blickwinkel von Industrie 4.0. Seiner Erfahrung nach besitzen 80 Prozent der Betriebe kein MES- System und bearbeiten die Daten in Exceltabellen, wobei die einzelnen Akteure gerade einmal per Email miteinander verbunden sind. Hier bietet der Schritt in Richtung Industrie 4.0 großes Potenzial. Mit der LIT-Factory an der Johannes Kepler Universität in Linz  soll eine Industrie 4.0 Pilotfabrik geschaffen werden, die in enger Partnerschaft mit der Wirtschaft eine offene Plattform für FEI, Demonstration, Lehre sowie Aus- und Weiterbildung darstellt. 

Christoph Herwig von der TU Wien stellte die multiplen Facetten der Digitalisierung in der Bioprozessindustrie vor. Für ihn liegt das Hauptaugenmerk auf der Umwandlung der durch die Digitalisierung erworbenen Daten in Wissen. In diesem Prozess - hier waren sich alle Vortragenden einig - wird der Mensch nie ersetzbar sein. 

Herbert Vitzthum von Siemens zeigte als letzter Vortragender die Möglichkeiten aus Sicht eines Technologieanbieters auf. Für ihn liegen die Vorteile der Digitalisierung klar auf der Hand, sie reichen von Ressourceneffizienz über Individualisierung in der Massenproduktion und einem verbesserten Qualitätsmanagement bis zu schnelleren Innovationen. 

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Hauptsorgen der Unternehmen die rechtlichen Rahmenbedingungen  sowie die Ausbildung der (zukünftigen) Mitarbeiter sind. 

 

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