Die Lackindustrie leidet unter kontinuierlich steigenden Rohstoffpreisen
06.02.2017 | Die Rohstoffkosten haben für die Lackhersteller eine große Bedeutung, da mehr als 50 Prozent der Betriebskosten auf Rohstoffe entfallen. Erhöhungen der Rohstoffpreise beeinflussen somit den Endpreis des Produkts stärker als andere Positionen in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation. In den letzten 6 Monaten haben die Preise für beinahe alle wichtigen Rohstoffe deutlich zugenommen. Experten sehen keine Verbesserung der Situation und prognostizieren, dass die Tendenz der negativen Ankündigungen mit Auswirkungen auf praktisch alle Rohstoffe weiter anhalten wird.
Grundlegende Chemikalien wie Lösungsmittel, Harze, Monomere, Epoxyharze, Acrylmonomere und andere Rohstoffe sind stark betroffen. Der Preis für Aceton stieg um 15 Prozent, Xylol und Toluol sind um 20 Prozent teurer als noch vor 12 Monaten, Butylacetat kostet um 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Preis für Methylmethacrylate stieg um 15 Prozent, der für Epoxy- und Polyurethanharze ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich – um nur einige aufzuzählen. Besonders prekär ist die Lage beim Weißpigment Titandioxid, ein universell einsetzbares Pigment von höchster Deckkraft, das insbesondere bei der Herstellung von weißen Beschichtungen unersetzbar ist. Hier wurden die Lackhersteller im Laufe des Jahres 2016 mit mehreren und starken Preiserhöhungen konfrontiert, weitere werden 2017 folgen.
„Die Lage hat sich noch nicht entspannt“, prognostiziert Hubert Culik, Obmann der österreichischen Lackindustrie. „Auch für 2017 müssen wir mit weiteren Preiserhöhungen auf Rohstoffe rechnen. Die hohen Stahlpreise zum Beispiel werden sich auf die Kosten von Metallverpackungen auswirken.“
Gründe für die negative Entwicklung
Die Gründe für die derzeitigen Preiserhöhungen sind vielfältig. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen wurde Jahr für Jahr aufgrund der Allianzen von Unternehmen und Lieferanten reduziert, der Wettbewerb damit verringert und Alternativen für den Kunden verengt. „Unerwartete Force Majeure-Fälle verschlechterten die Situation im 4. Quartal 2016 zusätzlich und auch das Ansteigen der Rohölpreise wirkt sich bei manchen Rohstoffen auf eine Preiserhöhung aus“, so Culik. Leider hat sich die Situation in letzter Zeit nicht verbessert, da Unfälle bei Lieferanten sowie Produktionsstopps die Situation noch schwieriger machten.
Die gesamte Lack-und Anstrichmittelindustrie ist tagein tagaus mit diesen Turbulenzen konfrontiert. Und doch sehen sich die meisten europäischen Lackhersteller nach wie vor eindeutig der Qualität und Innovation verpflichtet. Um diese Standards beizubehalten und ständig weiterentwickeln zu können, muss sich die Industrie den Preisentwicklungen des Rohstoffmarktes stellen.
Lackindustrie in Österreich
Die 28 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie beschäftigen knapp 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit einer Gesamtproduktion von 152.000 Tonnen und einem Produktionswert von 421 Millionen Euro stellt die Branche einen wichtigen Pfeiler der österreichischen chemischen Industrie dar.
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Dorothea Pritz
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